Der Praxis-Talk startete am Donnerstag, den 17.03.2022 um 16:30 Uhr. Ralf Golinski, der Organisator des Praxis-Talk und Team-Mitglied des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen eröffnete den fünften Praxis-Talk, stellte die Sprecher und Sprecherinnen kurz vor und übergab anschließend das Wort an Thomas Kirmayr, dem Leiter des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen. Thomas Kirmayr stellte zu Beginn das Kompetenzzentrum vor und leitete das Thema des Praxis-Talks „Herausforderung für KMU - Wie gewinnen wir Nachwuchs für die digitale Bauwirtschaft?“ ein.
Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) der Baubranche stehen vor verschiedensten Herausforderungen in der digitalen Transformation. Drängendstes Problem sind vor allem fehlende Fachkräfte: Ohne Nachwuchskräfte und gezielte Weiterbildung des Personals sind auch Digitalisierungsstrategien mittelfristig nur schwer umzusetzen. Es gilt, das Image der Bauwirtschaft und die Attraktivität von Bauberufen hervorzuheben. Dazu zählen auch vielfältige Weiterbildungsangebote, die gerade KMU in der digitalen Bauwirtschaft bei ihrer Fachkräftestrategie unterstützen.
Lagebeschreibung
Dr. Burkhard Siebert, Hauptgeschäftsführer vom Bauindustrieverband Hessen-Thüringen e.V. berichtete beim fünften Praxis-Talk zur Lage.
Welchen Bedarf hat die Baubranche überhaupt? Dr. Burkhard Siebert benannte zu Beginn seines Impulses zwei Benachteiligungen der jüngsten Zeit – die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg.
Dazu kommen die politischen Herausforderungen – die Energie- und Verkehrswende. Diese beschrieb er anhand von Beispielen im Brücken-, Autobahn- und Wohnungsbau. Brücken und Autobahnen müssen erneuert werden und zudem gibt es Vorlagen, wie viele Wohnungen zukünftig neu entstehen sollen. Aus diesen Gründen wird laut Dr. Burkhard Siebert die Bauwirtschaft stetig Nachwuchs- und Fachkräfte suchen sowie weiterwachsen und digitalisieren. Hierzu nannte er das Stichwort BIM (Building Information Modeling). Das Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken muss zum digitalen Prozess werden, um Fehler zu vermeiden, Schnittstellen zu reduzieren und den Austausch für alle Beteiligten zu verbessern. Jedoch fehle es aktuell überall an Personal sowie an zu effizienteren Prozessen.
Dr. Burkhard Siebert beendete seinen Impuls mit dem Verweis, dass die Digitalisierung ein Mosaik-Stein in der Bauwirtschaft ist. Junge Menschen suchen Arbeitsplätze, wo digitale Tools und Prozesse eingesetzt werden. Dennoch sollte die Bauwelt und dessen Berufe in der Gewinnung realistisch dargestellt werden, wie beispielsweise in der Image-Kampagne „BAU - DEIN DING“ des Bauindustrieverband Hessen-Thüringen e.V.
Herausforderungen und praxisnahe Beispiele
MSc, Dipl.-Ing. Christina Hoffmann, die Leiterin des RG-Bau/RKW Kompetenzzentrum, sprach nachfolgend zu den Herausforderungen und den praxisnahen Lösungen des RG-Bau/RKW Kompetenzzentrum. Sie ging hierbei auf folgende Themen ein:
Azubimarketing in der Unternehmenspraxis von Bauunternehmen: Wie kann man Azubis finden, gewinnen und halten? Christina Hoffmann informierte über die Mappe des RG-Bau/RKW Kompetenzzentrums – Wie wirkt ein Unternehmen attraktiv für Auszubildende? Wie kann ein Unternehmen Auszubildende ansprechen? – sowie über den Check-Up, welcher in diesem Jahr veröffentlicht werden soll. Dieses soll die Bedeutung der Nutzung von Sozialen Medien für Auszubildende aufzeigen. Christina Hoffmann zeigte hierzu ein Beispiel, wie ein Unternehmen durch die Nutzung digitaler und Sozialer Medien (Medien-Mix) Auszubildende gewinnen konnte.
Als zweites Beispiel verwies Sie auf Projekte aus dem Wettbewerb „Auf IT gebaut“ des RG-Bau/RKW Kompetenzzentrums. Bei „Auf IT gebaut“ geht es um digitales Lernen bis Gamification.
Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte
Prof. Dr.-Ing. Sebastian Hollermann, von der Jade Hochschule Oldenburg (Fachbereich Bauwesen Geoinformation Gesundheitstechnologie) zeigte in seinem Impulsvortrag die Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte für junge Menschen auf – anhand seines Werdegangs. Sebastian Hollermann ist gelernter Zimmermann.
Eine Möglichkeit ist „besser Studieren“, aber es ist nicht die einzige. Am Beispiel BIM und den BIM-Faktoren (Daten, Prozesse, Technologien, Rahmenbedingungen und Mensch) zeigte Sebastian Hollermann ganz deutlich auf, dass im Zentrum der Mensch steht.
Die digitale Bauwirtschaft sucht Menschen, die diese zentralen Themenfelder bearbeiten können. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze, um den Nachwuchs für die digitale Bauwirtschaft zu finden. Wichtig, für Unternehmen ist zu wissen, „Wo stehe ich?“ und „Wie kann Interesse geweckt werden?“. Hierzu hat Sebastian Hollermann über einem Test mit Studierenden berichtet sowie exemplarisch erläutert, welche Fragen sich Unternehmen stellen sollten, um geeignete Auszubildende und Mitarbeitende zu finden.
Zum Abschluss gab Sebastian Hollermann systematisch eine ganze Reihe konkreter Hinweise, wie und wo Unternehmen gezielt Interesse wecken könnten. Beispielsweise auch durch die Vernetzung mit Hochschulen oder Kammern.
In der Diskussion wurde von den Teilnehmenden den Referenten zugestimmt, dass es von besonderer Bedeutung ist, frühzeitig Schüler und Schülerinnen zur Erkundung auf die Baustelle oder zu Bau-Messen zu holen. Workshops und schlichtes Ausprobieren seien bewährte Methoden, um Interesse zu wecken.
Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Planen und Bauen hat für das Handwerk 2020 den Leitfaden Personalmarketing im Handwerk: Maßnahmen und Strategien gegen den Fachkräftemangel veröffentlicht.
Die Präsentationen der Referenten Dr. Burkhard Siebert und Christina Hoffmann finden Sie unter dem Beitrag.
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6. Praxis-Talk zu "BIM und Nachhaltigkeit" am 05.05.2022.
7. Praxis-Talk zu "BIM im Betrieb" voraussichtlich am 26.05.2022.
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24.03.2022