Der Praxis-Talk startete am Donnerstag, den 05.05.2022 um 16:30 Uhr. Ralf Golinski, der Organisator des Praxis-Talk und Team-Mitglied des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen, eröffnete und leitete den sechsten Praxis-Talk ein, stellte die Sprecher und Sprecherinnen vor und übergab anschließend das Wort an diese.
Lagebeschreibung
Dr.-Ing. Ines Prokop, die Geschäftsführerin des Bundesverband Bausoftware e. V. leitete in das Thema "Klimagerechtes Planen und Bauen – mit Methode und IT“ein, indem Sie einem Überblick zur Lage gab.
Zu Beginn zeigte Frau Prokop die Bausteine der Global Goals Lab auf und welche für "Klimagerechtes Planen und Bauen – mit Methode und IT“ von Bedeutung sind – 9 Innovation und Infratruktur sowie 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden. Im Anschluss ging Sie auf zwei Veröffentlichungen ein.
- Energy balances – Key World Energy Statistics 2020
- 13 Thesen für einen treibhausgasneutralen Gebäudebestand
Herausforderungen
Dr. Alexa K. Lutzenberger, die Geschäftsführerin der ResScore GmbH und Mitglied im Bund der Deutschen Baumeister e. V. folgte auf den Impuls von Frau Prokop mit theoretischen sowie praxisnahen Hinweisen zum Umgang mit Baumaterialien und der Nutzung von IT und Methoden zum klimagerechten Planen von Gebäuden.
Der Fokus Ihres Impulses lag auf dem Klimawandel, die Energiewende und der Ressourcenknappheit mit einem klar formulierten Apell an die Zuhörer: „Hirnströme statt Massenströme.“
Energiewende und Klimagerechtes Planen und Bauen kann laut Lutzenberger nicht durch neue Materialien sowie immer mehr Dämmen funktionieren. Die Lebensphasen von Gebäuden müssen überdacht, Bau- und Gebäudeteile müssen genutzt sowie Materialien anders ausgewählt und wiederverwendet werden: „Schrauben statt kleben“.
Zielkonflikte
Den letzten Impuls des Nachmittags präsentierte Björn Wolff, Vorstand COO von der Hottgenroth Software AG und Mitglied bei BVBS. Herr Wolff bezog sich hierbei auf das klimagerechte Bauen und die Zielkonflikte durch politische Anforderungen bei Neubauten.
Laut Wolff benötigt klimagerechtes Bauen ein Umdenken in den Bewertungskriterien. Neue Datenanforderungen müssen adaptiert und in bekannte Planungsabläufe eingebettet werden.
Disskursion
In der anschließenden Disskusion mit den Teilnehmenden ging es vor allem um die derzeitig genutzten Baumaterialien, insbesondere Verbundkonstruktionen, und die Bedürfnisse an Gebäuden.
Lutzenberger wies hier darauf hin, dass die Bedürfnisse in 50 Jahren ganz anders aussehen werden als heute. Unser heutiger Bestand ist unser Materiallager und wir müssen wissen, was in Bestandsgebäuden und Neubauten verbaut sind und werden. Die Digitalisierung und Software-Tools bieten die Möglichkeit, diese Daten-Informationen grundlegend zu erfassen und in der Zukunft nutzen zu können.
Eine ganzheitliche Betrachtung des Gebäudes existiert laut Prokop derzeit nicht. Dieser Kulturwandel ist jedoch Vorraussetzung für ein klimagerechtes Planen und Bauen. Die heute eingesetzten Verbundkonstruktionen sind eine Reaktion auf den Klimawandel, wie aber diese im Rückbau voneinander getrennt und wieder nutzbar gemacht werden können wird nicht berücksichtigt.
Wolff wies in der Disskursion darauf hin, dass nur ein Bruchteil der vorliegenden Daten-Informationen genutzt und archiviert werden. Die Mehrwerte der Daten sei den Meisten nicht bewusst - und auch nicht deren Relevanz für aus Sicht des Klimaschutzes.
Empfehlungen für den 1. Schritt Richtung klimagerechtes Planen und Bauen:
- Wolff: Geomitrie eines Gebäudes frühzeitig betrachten und das Matching von Baustoffen darauf ausrichten.
- Lutzenberger: Nehmen Sie die Baustoffe in die Hand und betrachten Sie diese. Was passiert mit diesem Baustoff in 100 Jahren?
- Prokop: Alle Beteiligten am Bau zu Projektbeginn an einen Tisch setzen und Lösungen entwickeln, um das Gebäude so lange wie möglich zu nutzen.
Die Präsentationen der Referenten finden Sie unter dem Beitrag zum Downloard.
Der nächste Praxis Talk, am 23.06.2022, befindet sich in Planung. Weitere Informationen folgen. Diese finden Sie hier.
12.05.2022