Der achte Praxis-Talk startete um 16:30 Uhr. Ralf Golinski, Teammitglied des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen und Moderator, begrüßte die Gäste und stellte die Referenten vor. Anschließend übergab er das Wort an Thomas Kirmayr, Leiter des Kompetenzzentrums und Geschäftsführer der Fraunhofer Allianz Bau. Er startete mit einer Keynote zum Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen und dessen Aufgabe, kleine und mittelständische Unternehmen der Bau- und Immobilienbranche bei der digitalen Transformation zu unterstützen.
Gabriele Seitz, Referatsleiterin Digitalisierung bei der Bundesarchitektenkammer e. V. (BAK) hielt den ersten Impulsvortrag. Sie stellte zu Beginn die BAK vor und erläuterte, warum die BAK mit dem Kompetenzzentrum kooperiert. Hierbei hob Seitz den Wissenstransfer, Best Practice Beispiele und praxisnahe Formate, wie den Praxis-Talk hervor.
Anschließend ging Sie auf die Wichtigkeit der Digitalisierung und Nachhaltigkeit in Ihrem Impuls ein. Mittels Zahlen und Fakten aus Studien belegte Sie Ihre Äußerungen. Ihren Apell „Ressourcen schonen“ verknüpfte Sie mit Fragen - Was ist effektiv? Was ist kostengünstig? Und was ist qualitativ?
Laut Seitz müssen Digitalisierung und Nachhaltigkeit gleich gedacht, sprich verknüpft werden. Dies kann mithilfe digitaler Tools geschehen, beispielsweise durch die Nutzung von Building Information Modelling (BIM) als Basis mit generischen und energetischen Daten.
Zum Ende Ihres Impulses stellte Seitz vor, wie die BAK die Herausforderung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit angeht. Dabei bezog Sie sich auf die Arbeit der BAK Ad-hoc Arbeitsgruppe „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ und stellte abschließend die kostenfreien Leitfäden der BAK vor. Gerade am Tag des Praxis-Talks hatte die BAK den neuen Leitfaden „BIM für Architekten: Digitale Planung in der Hochschulausbildung“ veröffentlicht.
Den zweiten Impuls gab Jörg Ziolkowski, Geschäftsführender Gesellschafter bei ASTOC Architects and Planners und Mitglied im Vorstand bei buildingSMART Deutschland. Er teilte anfangs den Zuschauern mit, in welchem Bereich das Unternehmen angegliedert ist und wie dieses die Themen BIM und Nachhaltigkeit angeht.
Anschließend zeigte Ziolkowski eine Megatrend-Map, ein Liniennetz, mit dem Fokus auf „Neo-Ökologie“ und „Urbanisierung“ mit dem Knotenpunkt Urban Farming. Laut Ihm gibt es in der Baubranche noch keine Transparenz im Bereich nachhaltiges Bauen.
Nachfolgend schnitt Ziolkowski das Thema Green Deal / Taxonomie an. Die Vorgabe „die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu verorten“ werden ab 2023 verpflichtend sein (Thematik ESG: Environment, Social, Governance Anlagekriterien). Für Planer bedeutet dies, dass diese Informationen zukünftig darstellbar sein müssen. Die Auftraggeber werden diese fordern.
Ziolkowski empfiehlt, die eigenen Kompetenzen zu erweitern und verschiedene Tools zu testen. Denn in den vorderen Leistungsphasen müssen bald Aussagen zur Nachhaltigkeit getroffen werden können, um Transparenz zu erzeugen. Zudem kommen aufgrund des Klimawandels neue Herausforderungen - Gebäude müssen den Veränderungen standhalten!
Bevor Ziolkowski ein Praxis-Beispiel zeigte, gab er noch Einblicke in einen Entwurf der HOAI Honorarwertermittlung. Diese müsse in der Zukunft „Nachhaltigkeit“ aufnehmen, daran habe man schon gearbeitet.
Als Basis zeigte Ziolkowski ein 3D-Modell/BIM-Modell. Dieses beinhaltet zusätzliche Informationen (Materialien, etc.). Mit den vorhandenen Informationen und der Software konnte er am Nachmittag anschaulich aufzeigen, welche Auswirkungen die hinterlegten Daten auf den Primärenergiebedarf und den Lebenszyklus haben. Darüber hinaus können weitere Informationen zur Sanierung und Bilanz angezeigt werden. Abschließend änderte Ziolkowski im Vortrag ein paar Informationen im Modell und die Auswirkungen wurden direkt ausgegeben. Damit endete sein Impuls.
Den letzten Impuls am Nachmittag sprach Prof. Bert Bielefeld, Geschäftsführender Partner bei bertbielefeld&partner.
Laut Bielefeld ist Nachhaltigkeit ein Konzeptthema, welches vor dem Planungsprozess startet. Von zentraler Bedeutung ist die Bedarfsanalyse - Was wird wirklich benötigt? Benötigen wir überhaupt etwas Neues?
Anknüpfend an den Vorredner ging Bielefeld auf die Frage „Wie bekomme ich die Nachhaltigkeit nachgewiesen?“ Er teilte mit, das Entscheidungsparameter an Details knüpfen werden müssen. Informationen zur Nachhaltigkeit müssen einfach und niederschwellig sein.
Im Vortrag warb Bielefeld dazu, BIM zu implementieren, falls noch nicht vorhanden, und für die Nachhaltigkeit zu nutzen. Entscheidungen können besser bewertet und Rückschlüsse sowie Auswirkungen besser in 3D-Modellen erkannt werden. Zudem sollte über die Planung hinweg in den Bau und Betrieb gedacht werden.
Sein Appell: Es gibt nicht die eine Lösung. Wir benötigen eine offene Haltung und Systemoffenheit. Viele Wege und parallele Themen müssen bedacht werden. Es muss eine komplette Transformation unseres Denkens und Systems stattfinden. An dieser Stelle bezog er sich auf die Erläuterungen von Gabriele Seitz – Zahlen und Fakten aus Studien.
Abschließend zeigte Bielefeld noch zwei Beispiele.
Die Präsentationen der Referenten sind zum Download hinterlegt.
24.10.2022