Der Arbeitskreis Verkehrsanlagen der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt hatte im Oktober 2024 zu einer Exkursion zum BIM-Leitstand und BIM-Projektraum der Erhaltungsmaßnahme B71 eingeladen. Daran nahmen auch der Arbeitskreis Digitalisierung/BIM-Cluster Sachsen-Anhalt und das Mittelstand-Digital Zentrum Bau teil. Constantin Jahn (Geschäftsführer der IBL GmbH, Beratender Ingenieur, Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt und Leiter des Arbeitskreises Verkehrsanlagen) ist von der Anwendung der BIM-Methode in Bauprojekten seit mehreren Jahren durch eigenes Handeln überzeugt: „Es ist ein notwendiger Schritt für effiziente und gemeinschaftliche Zusammenarbeit zum Nutzen für öffentliche Auftraggeber sowie klein- und mittelständische Auftragnehmer. Jeder entscheidet selbst, ob er diese Chancen nutzt!“
Anwendung der BIM-Methode durch die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt und Erprobung künftiger BIM-Anwendungsfälle
Für die umfassende Fahrbahnerneuerung eines Abschnittes der Bundesstraße B71 wurde erstmalig in Sachsen-Anhalt die BIM-Methode durch die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt (LSBB) angewendet. Dr. Stefan Hörold (Präsident der LSBB), hatte bereits in BIM-Foren den BIM-Stufenplan des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, die BIM-Pilotprojekte in Sachsen-Anhalt und die Entwicklung der Stabsstelle BIM der LSBB vorgestellt. Bei dieser Baumaßnahme wurde pilothaft getestet, wie die Abläufe im Straßenbau durch den Einsatz von Building Information Modeling (BIM) optimiert werden können. Ziel war es, Anwendungsfälle für künftige Projekte im Land zu erproben.
Die Referenten Paul-Florian Schlicht (Leiter Stabstelle BIM bei der LSBB Sachsen-Anhalt), Dr. Robert Hartung (Leiter Digitalisierung und BIM bei der JOHANN BUNTE Bauunternehmung SE & Co. KG) und Florian Ehmke (BIM-Koordinator bei der JOHANN BUNTE Bauunternehmung SE & Co. KG) zeigten im BIM-Leitstand, wie ein Abbild des Sanierungsvorhabens in 3D erstellt wurde, in welchem dann alle relevanten Informationen zusammengeführt wurden. Darauf konnten alle Baubeteiligten jederzeit zugreifen. Alle Daten sind zentral verfügbar, was die Abstimmung zwischen Planern, Bauunternehmen und Auftraggeber sehr erleichterte. Dieser digital vernetzte Datenaustausch im BIM-Leitstand machte die Zusammenarbeit effizienter und den Prozess von der Planung bis zur Fertigstellung transparenter, unterstrich der für die Planung und Bauüberwachung zuständige Geschäftsführer Klaus Fiedler (VIP Ingenieurgesellschaft, Beratender Ingenieur und Mitglied der Vertreterversammlung der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt) und fügte hinzu, dass die BIM-Methode gerade für klein- und mittelständische Ingenieurbüros gute Chancen bei der Ausschreibung und Vergabe durch die LSBB Sachsen-Anhalt bietet.
Nutzen der BIM-Methode und des BIM-Leitstandes
Dank der präzisen Planung und frühzeitigen Problemidentifikation im Kollaborationsraum/BIM-Projektraum konnten Bauverzögerungen und zusätzliche Kosten reduziert werden. Mit dem vorhandenen digitalen Zwilling des Projektes entstanden Optimierungen für eine langjährige Nutzung der Straße. Der durch die BIM-Methode erwartete Mehrwert einer um drei Wochen früher abgeschlossenen Baumaßnahme, effizientere Zusammenarbeit und Transparenz konnten erreicht werden.
Die aktuelle Herausforderung der Digitalisierung wurde im Pilotprojekt insbesondere durch Qualifikation und Schulung der Beteiligten erreicht und setzt im Straßenbau Maßstäbe für die Zukunft. Davon haben sich auch bereits Straßenbauexperten mehrerer anderer Bundesländer in Informationsveranstaltungen im BIM-Leitstand des Pilotprojektes überzeugt.
Zum Abschluss der Exkursion wurden digitale Messverfahren mit mobilen Endgeräten auf der Baustelle vorgestellt, mit denen eine digitale Baufortschrittserfassung sowie digitalen Bautagesberichte erfolgten.
Vertiefende Veranstaltungen zum Pilotprojekt B71 werden in den Arbeitskreisen der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt durchgeführt.
17.11.2024