Geodaten für BIM


Interview mit Karin Schultze, Referatsleiterin „Geobasisinformationssystem, Geodienste“ im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt. Sie ist auch Vorsitzende „Interministerielle Arbeitsgruppe Geodateninfrastruktur Sachsen-Anhalt (IMA GDI-LSA)“, Magdeburg, und gibt Auskunft zu Zusammenarbeitspotenzialen der Geoinformationsverwaltung mit der Wirtschaft in Bezug auf BIM.

Sehen Sie Berührpunkte zwischen „raumbezogenen Geodaten und BIM“ aus Ihrer Fachsicht?

Absolut! Wir sehen wichtige Zusammenarbeitspotenziale der Geoinformationsverwaltung mit der Wirtschaft im Hinblick auf BIM. In Bezug auf die fachlichen Schnittstellen zwischen den Bereichen BIM und 3D und der Rolle der Geoinformationsverwaltung in diesem Prozess fällt hierbei unserer Fachverwaltung mit ihrem themenspezifischen Portfolio eine zentrale Aufgabe zu. Unser Aufgabenspektrum reicht von der Bereitstellung der Geobasisdaten und dem Betrieb der Geodateninfrastruktur in Sachsen-Anhalt bis hin zur Wahrnehmung des gesamten Geodatenmanagements in unserem Land. Beispielsweise stellen wir mit der dafür vorgesehenen Geodatentechnologie am sogenannten „Zentralen Geodatenknoten“ wichtige Technologiebausteine für die Bereitstellung und Verknüpfung von Geobasis- mit Geofachdaten bereit. Hieraus sind bereits wertvolle Anwendungsbeispiele entstanden.

Wie sieht Ihr entsprechendes Portfolio ganz konkret für diese Anwendungen aus?

Operativ zuständig für diesen Bereitstellungsprozess ist der Geodatenmanager des Landes, das Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt, oder kurz LVermGeo. Denkbar zur Nachnutzung im Rahmen BIM ist aus fachlicher Sicht unbedingt das flächendeckende 3D-Gebäudemodell mit landesweit homogenisierten Daten zur Visualisierung in zwei Detaillierungsstufen (Detaillierungsgrad „Level of Detail“ LoD1 und LoD2). Auch digitale Landschafts- und Geländemodelle sowie digitale Luftbilder wären hier zu nennen und bieten weitere, empfehlenswerte Potenziale für die Wirtschaft. Gleiches gilt für das Liegenschaftskataster mit seinen eigentumsrechtlichen Geobasisdaten als verlässliche Planungsgrundlage. Und Sachsen-Anhalt steht hierbei nicht „fachlich isoliert allein“, sondern die hier im Land zuständige Geoinformationsverwaltung befindet sich in stetiger Abstimmung mit den Geoinformationsverwaltungen der anderen Bundesländer zu den Standards und Schnittstellen. Die Geobasisdaten sind folglich bundesweit harmonisiert und stehen anwendungsneutral und interoperabel in ihrer aktuellen Ausprägung und mit ihrem amtlichen Raumbezug zur flächendeckenden Nachnutzung bereit - insbesondere auch für die Wirtschaft.

Haben Sie ein Anwendungsbeispiel für unsere Fachleser?

Eine Anwendungsmöglichkeit stellt das Projekt „Straßen-Bauwerksdaten“ dar. Hier haben wir - oder genauer gesagt die Landesstraßenbaubehörde mit dem LVermGeo - grundlegende Straßen-Bauwerksdaten (Geofachdaten) kombiniert mit Geobasisdaten in einer Online-Anwendung zusammengestellt. Dargestellt sind alle Bauwerke und deren Bauwerkszustand nach einem Ampelsystem, zum Beispiel von Straßenbrücken entlang der Autobahnen sowie Bundes- und Landesstraßen in Sachsen-Anhalt. Dadurch wird die gezielte Kommunikation mit Behörden und Unternehmen unterstützt, so können über eine Namens-suche entsprechende Objekte recherchiert werden. Im Geodatenportal finden sich dazu weitere Informationen.
Wie bereits erwähnt existieren eine ganze Reihe dieser Geodaten bezogenen Anwendungen, zum Beispiel auch zu ausgewählten Schulstandorten, zu Bauleitplänen der Kommunen im Internet, zu Brückenfahrauflagen für den 96-Tonnen Schwerlasttransport, zu Fördergebieten im Umweltbereich und einiges mehr. Eine Übersicht zu verschiedenen ressortübergreifenden „best practices“ zeigt die kostenfreie Broschüre „Geodaten verbinden – Zukunft gestalten“ (unter diesem Link). Und für zahlreiche dieser Anwendungen kommen Geodaten zur raumbezogenen Verarbeitung zum Beispiel in Geografischen Informationssystemen und im Idealfall auch in speziellen BIM-Planungswerkzeugen zum Einsatz. Das Geodatenmanagement Sachsen-Anhalts mit der hiesigen Geodateninfrastruktur erweitert somit die Palette im BIM-Umfeld. Die in der Geoinformationsverwaltung vorhandene Geokompetenz schlägt partnerschaftlich eine „fachliche Brücke“ zu BIM und liefert mit den Geobasisdaten die Grundlage hierfür.


09.11.2018