In Heidenheim gibt es ein erfolgreiches mittelständisches Familienunternehmen, welches seit 28 Jahren Schwimmbecken baut. Dabei kommt eine besondere Technik zum Einsatz, die es ermöglicht Edelstahlbecken in beliebiger Form wasserdicht zu fertigen. Dazu werden in der eigenen Produktion die entsprechenden Teile vorgefertigt und von Mitarbeitern vor Ort in der richtigen Reihenfolge montiert. Im Zuge eines Wettbewerbs in Dänemark entstand die Idee, Schwimmbecken so innovativ vorzudenken, dass möglichst viel, insbesondere der Technik zur Säuberung des Wassers, vorgefertigt auf die Baustelle gebracht werden kann. Die Lösung gefiel den langjährigen Kollegen aus Heidenheim so gut, dass sie diese auch nach Deutschland tragen wollten. Dazu haben sie ein starkes Team gebildet, sich unter dem StartUp „Pool out of the Box“ zusammengetan und die Unternehmenspartnerschaften erweitert, um das klassische Schwimmbad, in dem jedes Kind schwimmen lernen soll, aus einer Hand anbieten zu können. Dabei bietet die modulare Bauweise unter bestimmten Rahmenbedingungen viele Vorteile, vor allem mit Blick auf das nachhaltige Planen und Bauen.
Nachhaltig modular bauen mit Ressourcenschonung, Wertstabilität und Funktionalität
Im nachhaltigen Planen und Bauen geht es darum, bedacht mit ökologischen und wirtschaftlichen Ressourcen in den Planungs- und Bauausführungsprozessen umzugehen. Und dies auch unter dem Vorzeichen der sozialen Verträglichkeit. Im Heidenheimer Fall zeigt sich, dass allein die Wiederverwertbarkeit der hochwertigen Schwimmbadmodule einen bedeutenden Beitrag zur Ressourcenschonung leisten kann. Zudem rechnet das Heidenheimer StartUp aufgrund der industriellen Vorfertigung der Module mit 70% kürzeren Bauzeiten und 80 % weniger Baulärm während der Bauausführung. Auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit wird durch eine hohe Funktionalität und attraktive Architektur des kompakten Baukörpers erreicht: Im Innenraum des Schwimmbades herrscht eine helle und angenehme Atmosphäre, die eine hohe Aufenthaltsqualität der Besucher garantieren kann. Neben der baulichen Qualität nimmt auch die Berücksichtigung der Gesamtwirtschaftlichkeit von Gebäuden einen hohen Stellenwert für die Nachhaltigkeit ein, um frühe Sanierungsfälle zu vermeiden. Dieser Aspekt ist insbesondere für das Heidenheimer StartUp essentiell, da öffentliche Schwimmbäder meist immer ein Verlustgeschäft darstellen: Die Einnahmen durch den Eintritt können oftmals nicht den laufenden Betrieb decken. Umso wichtiger ist es, bereits in der frühphasigen Planung einen wirtschaftlich-optimalen Betrieb mitzudenken. Daher hat das StartUp nicht nur berücksichtigt, dass die innovative Technik kompakt gestaltet wird, sodass die Pumpwege für Luft und Wasser kurz und die Anlagen übersichtlich in der Wartung sind, sondern auch ein Konzept zur dynamischen Überwachung der Wasserqualität und der automatischen Steuerung der Gabe von Zusatzstoffen nach Besucheraufkommen entwickelt. Zusätzlich sorgt die hohe Ausführungsqualität dafür, dass alle Komponenten extrem langlebig sind und eine Sanierung erst sehr spät notwendig wird.
Mit BIM vorab klare Strukturen und Ziele für das nachhaltige Bauen schaffen
Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen hat in einem Vor-Ort Workshop mit dem Unternehmen aus Heidenheim besprochen, was aktuell unter der digitalen Methode BIM in der Praxis verstanden wird. Es stellte sich schnell heraus, dass die Herangehensweise von „Pool out of the Box“ ein Paradebeispiel für die ganzheitliche Lebenszyklusbetrachtung eines Gebäudes ist, die mithilfe der digitalen Planungsmethode optimiert werden kann. So wurde das Schwimmbad ganz im Sinne der BIM-Methode von hinten nach vorne gedacht, also vom Betrieb aus. Bereits zu Beginn der Planung sollten nämlich die Betriebs- und Instandhaltungskosten Berücksichtigung finden. Ziel ist es, ein im Betrieb chemikalienarmes, energie- und wassereffizientes sowie langlebiges Schwimmbad mit kurzer Ausführungszeit zu erschaffen. Dafür wurde durch das Team ein gemeinsames BIM-Modell erstellt. Für dieses gibt es nur noch ein paar wenige Planungsparameter, die von der Kommune und dem Standort bestimmt werden, wie die Anzahl der Schwimmbahnen oder die Ausrichtung der Fensterfront. Eine super Datengrundlage, um in die Ausführung zu starten.
Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Mut zur Innovation
Die digitale Transformation und der Klimawandel stellt die Baubranche vor neue Herausforderungen. Die Anforderungen an die mittelständische Bauwirtschaft werden damit nicht einfacher, sondern eher komplexer. Dennoch kann der Wandel auch als Chance begriffen werden, wie der Fall des Heidenheimer StartUps zeigt. Dabei können digitale Lösungen in der frühphasigen Planung etwa dazu beitragen, vorab Ziele im Sinne der Nachhaltigkeit zu setzen, um dann Bauwerke digital so vorzuplanen, dass über den gesamten Lebenszyklus hinweg Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden können. Dabei kann es sich lohnen auch manchmal „out of the box“ über neue digitale Produkte und Prozesse nachzudenken, um zukünftig positive Effekte für Mensch, Umwelt und die unternehmerische Wertschöpfung zu erzielen.
08.12.2020